Der Vorstand

Am Steuer für die Belange des Vereins

Organe des Vereins sind die Mitgliederversammlung, die jährlich stattfindet sowie der Vorstand, der alle zwei Jahre gewählt wird.

Der Vorstand setzt sich zusammen aus einem oder einer Vorsitzenden, dem oder der stellvertretenden Vorsitzenden und dem oder der Schatzmeister:in. Weitere stimmberechtigte Beisitzende können durch die Mitgliederversammlung gewählt werden.

Der Vorstand tagt in der Regel einmal pro Monat und entscheidet über alle Angelegenheiten, die nicht durch die Mitgliederversammlung legitimiert werden müssen. Alle Sitzungen werden protokolliert.

Aktuelle Besetzung des Vorstands (Stand: Jan. 2022):

  • Martina Brunk (1. Vorsitzende)
  • Axel Bülow (2. Vorsitzender)
  • Heike Levermann (Schatzmeisterin)

Ansprechpartner

1. Vorsitzende
Martina Brunk

2. Vorsitzender
Axel Bülow

Schatzmeisterin
Heike Levermann

Öffentlichkeitsarbeit
Heide Liebmann

Fortbildung
Regina Kräft

Administratives
Wolfgang Meier

Zum Tod unserer Gründerin Sybille Clodius

Am 28. November 2022 ist Sybille Clodius verstorben. Sie hat MENTOR Lübeck gegründet und sich unzählige Verdienste um unseren Verein erworben. Lesen Sie im Folgenden die beiden berührenden Nachrufe langjähriger Wegbegleiter:innen:

„MENTOR-die Leselernhelfer e. V.“ in Lübeck: Erinnerungen an die
Gründerin Sybille Clodius

Text von Hagen Scheffler

Historischer Kontext
Die sichtbaren Veränderungen, die das wiedervereinigte Deutschland erlebte, betrafen zunächst Ostdeutschland. Doch mit Beginn des 21. Jahrhunderts zeigte sich, in welch tiefgehendem l Umbruch sich ganz Deutschland befand: z. B. die Vision von einer Bildungsrepublik, wie sie 2008 von der damaligen Bundeskanzlerin geträumt wurde. Die erste Pisa-Studie vom Jahr 2000, die unerwartete Defizite bei deutschen fünfzehnjährigen Jugendlichen im internationalen Vergleich in Mathematik, Naturwissenschaften und der Lesekompetenz nachgewiesen hatte, bildete den Anfang für ein Erwachen Deutschlands aus Selbstgefälligkeit, eigener Überschätzung, unrealistischen Wunschträumen und nachhaltigen Defiziten, die inzwischen alle relevanten gesellschaftlichen Bereiche betreffen.

Die Defizite im Bildungsbereich „Schule“, kürzlich erst wieder einmal in dramatischem Ausmaß für den Grundschulbereich ermittelt, sind von der Mannschaft des „Schulschiffs“, d. h. von den Lehrkräften, mit „Bordmitteln“ schon lange nicht mehr allein abzustellen. Doch die politisch Verantwortlichen übersahen bzw. übergingen Offensichtliches: zu wenig fachlich wie pädagogisch ausgebildetes Personal, zu große Klassen, zu geringe Bildungsinvestitionen, zu viel lähmender Bildungsföderalismus...

Alle wissen es: Die deutsche Zukunft hängt in hohem Maße von der Bildungs- und Ausbildungskompetenz der nachrückenden Generationen ab, aber es fehlen beispielsweise Zehntausende von Lehrkräften.

Die ersten „Rettungsboote“ zur Hilfe für das in gefährlichen Untiefen treibende „Schul-Schiff Deutschland“ bemannte 2003 der Buchhändler Otto Stender in Hannover mit ehrenamtlich arbeitenden „Mentorinnen“ und „Mentoren“ nach seiner Idee, die Lese- und Sprachkompetenz von Kindern zu stärken, unabhängig von ihrer kulturellen und sozialen Herkunft, um so ihre Chancen für gesellschaftliche Teilhabe sichern zu helfen. Das „Mentor“-System beruht dabei auf persönlicher Förderung. Das Erfolgssystem heißt 1:1: Eine Stunde pro Woche lesen, sprechen, spielen - nur mit einem Kind, das so von einer Lesementorin oder einem Lesementor individuell betreut wird, möglichst ein ganzes Schuljahr hindurch. Das Gros der Ehrenamtler ist bereits aus dem Berufsleben ausgeschieden. Dieses die Generationen übergreifende Prinzip ist für die Förderinnen und Förderer, die aus allen Berufsrichtungen kommen, wie für die Geförderten eine Win-Win-Situation, wenn sie gemeinsam in die phantasievollen Welten der Bücher eintauchen.

Sybille Clodius gründet „Mentor“ in der Hansestadt
Eine Idee kann erst dann ihre Wirkung entfalten, wenn es Menschen gibt, die das darin verborgene Potential verstehen und es in die Tat umsetzen. Sybille Clodius war so ein Mensch, der von Stenders Idee geradezu elektrifiziert war und umgehend loslegte. Sie, die beruflich aus der Schwesternschaft des Deutschen Roten Kreuzes kam, war immer handlungsorientiert und hatte dabei den Menschen im Blick. Mit 17 Gleichgesinnten gründete sie am 2. November 2006 in der Lübecker Kirchenkanzlei in der Bäckerstraße den ersten „Mentor“-Verein in Schleswig-Holstein und wurde deren 1. Vorsitzende in der Aufbauphase. Mit nie erlahmendem Pioniergeist ging es zunächst darum, Kontakte zu den Lübecker Grundschulen herzustellen, das „Mentor“-Konzept in den Schulkonferenzen vorzustellen und für eine Mitarbeit von „Mentor“ in den Schulen zu werben. Das Konzept erwies sich schnell als „Selbstläufer“, unterstützt auch z. B. vom örtlichen Buchhandel, von Hannelore Adler, die den Verein in Sachen attraktiver und kindgerechter Literatur beriet und mit Bücherspenden von Verlagen versorgte. Nach einem Jahr umfasste der Verein bereits knapp 100 Mitglieder, die an 21 Grundschulen bei 108 Kindern für mehr Lese- und Sprachkompetenz sorgten.
Dank unermüdlichen Einsatzes von Frau Clodius und des Vorstandes erhielt der stetig wachsende Verein eine effektive Binnenstruktur (Einführung von Koordinatorinnen und Koordinatoren), eine Geschäftsstelle, es gab Einführungskurse für neue und Fortbildungskurse für die inzwischen an allen Grundschulen in den zehn Stadtteilen der Hansestadt arbeitenden „Mentorinnen“ und „Mentoren“.

Die Jahre unter Leitung von Sybille Clodius standen im Zeichen von Kontaktaufnahme und Vernetzung, z. B. mit dem Lübecker Schulamt und mit dem „Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein“ (IQSH). Für ihre Zusammenarbeit mit staatlichen und städtischen Bildungseinrichtungen fand sie in der Öffentlichkeit breite, auch finanzielle Unterstützung. Sie engagierte sich auch dafür, den Lesekinder eine Bühne im Öffentlich Raum zu schaffen, so z. B. anlässlich des 100. Geburtstags der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren im Buddenbrookhaus im November 2008. Der „Welttag des Buches“ im Frühjahr wurde jährlich zu einem „Feiertag des Lesens“ für die „Mentorinnen“ und „Mentoren“ und ihre „Lesekinder“, oft unterstützt vom Liedermacher Wolfram Eicke oder dem Schauspieler Ulli Haussmann vom Theater „Combinale“.
Im Februar 2012 trat sie von der Vorstandsarbeit zurück. Als Anerkennung für ihre vorbildliche Leistung wurde sie zur Ehrenvorsitzenden des Vereins gewählt, der im Bundesverband eine anerkannte Rolle spielt. Sie, die dieser Tage zu Grabe getragen worden ist, hätte für ihre beispielhafte ehrenamtliche Bildungsarbeit der Mentor-„Leseschule“, in der in den ersten zehn Jahren weit über tausend Kinder in Lübeck gefördert wurden, auch die Auszeichnung mit der Bundesverdienstmedaille verdient gehabt.


Text von Barbara Rauert

Sybille hat diesen Verein als ersten in Schleswig-Holstein aufgebaut, sie brannte bis zuletzt dafür, dass auch die benachteiligten Kinder eine Chance bekommen. Sie setzte als Erste in Schleswig-Holstein um, dass Lesen und Verstehen als Grundlage für Bildung ehrenamtlich unterstützt wird. Sie „trommelte“ Gleichgesinnte zusammen, um den Verein überhaupt gründen zu können. Sie hat in den Schulen die Schulleiter mit emotional fesselnden Ansprachen für ihre Idee begeistert. Ebenso hat sie fremde Menschen angesprochen, ihnen die Mentor-Philosophie nahegebracht und damit einen Schneeball-Effekt erzielt, so dass MENTOR bereits nach kurzer Zeit wuchs. Sie war von Anfang an von der 1:1-Förderung überzeugt und hat dafür gekämpft, dass von dem Prinzip nicht abgewichen wurde. Sie erkannte, dass nicht nur Kinder durch spielerische und kreative Aktionen zu begeistern sind, sie führte auch die ersten Fortbildungen für die Leselernhelfer ein, sie gewann kompetente Referenten. Damals gab es noch keine Bücher, die wir den Leselernhelfern unterstützend zur Verfügung stellen konnten. Sybille suchte das passende Material zusammen und erstellte ganze Kopie-Hefte für jeden einzelnen Mentor. Sybille radelte durch Lübeck, immer auf der Suche nach unterstützenden Personen oder Aktionen oder zu „ihren“ Lesekindern in unterschiedlichen Schulen.


Sie hat mit außerordentlichem Engagement den Aufbau von MENTOR Lübeck betrieben. Bis ins hohe Alter las sie mit viel Idealismus mit ihr anvertrauten Kindern, sie hat mit Herz und Seele für MENTOR gelebt. Ohne Sybille hätte es MENTOR in Lübeck vielleicht gar nicht gegeben. Ich bin überzeugt, dass Sie eine so überzeugte Leselernhelferin, voller Idealismus und Hingabe zu dieser Aufgabe, suchen müssen.